Die WL-Fahrt ist in der 78. Auflage die drittälteste noch durchgeführte Motorsportveranstaltung der Welt. Sie wurde erstmals 1925 gestartet anlässlich des 50. Jubiläums des Hermannsdenkmal. So sagt es der ADAC Ostwestfalen-Lippe e.V., der hier der Veranstalter ist. Also eine sehr traditionsreiche Veranstaltung, die zudem noch offiziell von einem ADAC Regionalclub (mit allen damit zur Verfügung stehenden Ressourcen) durchgeführt wird.
Bei unserer ersten und bisher einzigen Teilnahme 2012 waren wir allerdings weniger überzeugt vom Konzept… 6 Jahre und einige Erfahrungen weiter wollten wir es noch einmal wissen.
21.04.2018 78. Int. ADAC Westfalen-Lippe-Fahrt „Klassik“
Veranstalter: ADAC Ostwestfalen-Lippe e.V.
Team: Martina Schäfer / Frank Schäfer auf Volkswagen Golf 1 GTI
Um es vorweg zu nehmen: Ablauf, Eindrücke und (leider auch) Ergebnisse waren doch sehr ähnlich wie 2012. Von einer solchen Veranstaltung erwarte ich einfach mehr, sowohl was den Rahmen angeht, aber insbesondere auch Aufgabenstellung & Auswertung.
Aber der Reihe nach: Die Voraussetzungen waren gut: Top Wetter, strahlender Sonnenschein am Start in Bielefeld-Sennestadt beim Autohaus Schröder-Team. Ja, mal wieder Autohaus. Und die damit verbundenen notorischen Probleme. Klar möchte der Sponsor seine Fahrzeuge zeigen, aber wie es sich auch bei anderen Veranstaltungen gezeigt hat, sind Autohäuser nun mal nicht für die Bewirtung und sanitäre Versorgung von so vielen Menschen auf einmal geeignet. Auch wenn hier und heute ein extra WC-Wagen hinter dem Autohaus platziert war, so empfinde ich doch diese Verhältnisse immer mehr als störend. Gleiches gilt für die Bewirtung bzw. das Ambiente: Top Wetter, strahlend blauer Himmel, klare Luft.. und man sitzt drinnen in einer stickigen Halle. Draussen hätte man nur mal auch ein paar Bänke und Tische aufstellen müssen. War aber offenbar nicht vorgesehen. Um das Thema Autohäuser abzurunden: an diesem Tag waren wir DREI Mal in einem solchen, ähm, VIER Mal: Morgens, Mittags, Kaffeepause und dann wieder Abends. Bei 120 EUR Nenngebühr … wäre vielleicht auch mal ein netter Landgasthof drin gewesen. Anderswo geht das ja auch.
Zum „sportlichen Teil“: es gab ein Bordbuch mit „Orientierungaufgaben“ (Karten 1:25.000) sowie insgesamt vier GLP. Davon waren zwei GLP als Mehrfach-GLP angelegt, d.h. Ziel 1 war gleichzeitig Start 2 und Ziel 2 gleichzeitig Start 3, etc. Dazu kamen zwei Lichtschrankenaufgaben 40 m in 10 sec bei den Stopps bei besagten Autohäusern.
Die Orientierungaufgaben waren vergleichweise „einfach“, es gab ein paar Überlappungen und schwieriger zu findende Stellen, aber sonst fast keine Besonderheiten. Ja fast. Nach der (überlangen) Mittagspause im … Sie raten es… Autohaus gab es doch eine Stelle, die mal wieder für Aufregung sorgte. Bei einem Gewerbegebiet war in den Streckenverlauf (rote Linie) ein deutlicher Haken NEBEN die Strasse eingezeichnet. Danach sollte man links in die Bogenstrasse einbiegen. An dieser Stelle war allgemeine Verunsicherung zu verzeichnen, die Teilnehmer kamen einem aus allen Richtungen entgegen. Normalerweise wäre hier eine Fahrt über einen Parkplatz, eine Ausbuchtung, o.ä. rechts der Strecke zu erwarten gewesen. Konkret vor Ort erwartete einen aber ein Baumaffe „10“ direkt an der Strasse… der allerdings rechts über die Bankette bzw. die Wiese umfahren werden konnte. Dann wäre er links gewesen und somit nicht aufzuschreiben. Nach einigem Hin und Her haben wir dann diese Variante gewählt und die „10“ nicht aufgeschrieben. Im direkt anschließenden Streckenverlauf kam weitere Verwirrung auf, da eine dort befindliche Strasse ganz offenbar nicht in der Karte verzeichnet war.
Nach einer Schleife inkl. Überlappung kam man dann einige Zeit später gegenläufig an diese Stelle zurück und musste die kartenmäßig nicht vorhandene Strasse dann fahren (auch im weiteren Verlauf gab es Strassen, die auf der Karte nicht vorhanden waren)… uns dämmerte, dass wir bei der „10“ etwas zu viel „ums Eck“ gedacht hatten (im Ori-Sport ist sowas durchaus üblich) und somit 5 Punkte auf dem Konto produziert hatten. Aber dafür waren die Zeitprüfungen doch eigentlich ganz gut gelaufen…
Als am Abend die ersten Aushänge kamen, sollte sich auch dieser Eindruck relativieren. Bei den GLP 2, 3 und 4 hatten wir zum Teil sensationell gute Zeiten gefahren, aber bei GLP 1 auch sensationell schlecht. In der Diskussion zeigte sich dann schnell, dass einige Teilnehmer bei der GLP 1 auffallend schlechte Zeiten hatten, die zum Teil sogar grob unplausibel waren.. z.B. 3 Minuten zu langsam. Da hätten die Nachfolger überholen müssen. Hier kam es dann zu den auch von anderswo her bekannten unsäglichen Diskussionen und intransparenten Verhandlungen. Einzelne Teilnehmer erhielten eine Korrektur, aber der Aushang der Zeiten blieb unverändert und eine grundsätzliche Überprüfung oder Neutralisierung der ersten GLP erfolgte nicht. Wenn dann noch Abweichungen mit manuellen Korrekturen der Startnummern auf irgendwelchen Aufschreiben begründet werden… bekommen wir zumindest ein komisches Gefühl.
Das wurde bei den Ergebnissen nicht besser: Wie gehabt, um nach vorne zu kommen, brauchte man null Fehler in der Orientierung. Ging wegen der „10“ und den damit verbundenen 5 Fehlerpunkten schon nicht mehr. Dann kam es auf die Zeiten an… leider war da ja die GLP 1 … (siehe oben)
Fazit: Routinierte Veranstaltung auf z.T. sehr schönen Strecken, die aber hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Es passiert zuwenig auf zuviel Strecke. Zuviel Rumgegurke und definitiv zuviel Aufenthalt in Autohäusern. Ergebnisse hängen sehr von einzelnen Prüfungen bzw. Aufgabenstellungen ab, diese sollten dafür 100% wasserdicht sein. Latenter Eindruck, dass Ergebnisse am Ende gewürfelt werden. Dafür ist der Aufwand (Zeit + Geld) zu hoch.
Bilder: Frank Schäfer, DGS-Photo