Die Haserundfahrt ist eine klassische Ori75 und wurde mehrfach von den Teilnehmern zur „besten Fahrt“ der NordOM gewählt. Erwarten darf man null Rahmenprogramm, dafür aber blitzsaubere Karten und anspruchsvolle Aufgaben. Auch wer hier in der Anfängerklasse startet, steht vor Herausforderungen!
06.10.2018 51. Haserundfahrt
Veranstalter: AC Bramsche e.V. im ADAC Weser-Ems
Team: Martina Schäfer / Frank Schäfer auf Audi A4 3.0 TDI quattro
Die Haserundfahrt folgt als waschechte Ori eigenen Regeln und es gibt eigene Cups etc. (z.B. Nord-OM). Es handelt sich hier keineswegs um eine „Oldtimer-Veranstaltung“, auch wenn die heutigen Oldtimer-Rallyes ihrerseits viele Ori-Elemente aufgreifen. Demnach gibt es hier auch keine Klasseneinteilung touristisch, tourensportlich, sportlich – sondern eigene Klassen je nach Anspruch sowie Vorkenntnissen der Teilnehmer. Dazu gibt es noch Sonderklassen. Insgesamt also ganz schön viel Klassen… A, YO, E, AK, S & F sowie B & C. Erwähnenswert eine eigene Klasse für Elektrofahrzeuge und eine für Feuerwehrfahrzeuge. Sehr schön. Im Endeffekt gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Aufgabenstellungen (schwer für B&C, weniger schwer für den Rest) und in der Auswertung dann verschiedene Klassenwertungen. Da die Haserundfahrt bekanntermaßen anspruchsvoll ist, haben wir uns mehr als „A“ nicht zugetraut und es durfte dieses Mal auch ein „vernünftiges“ Gefährt der Jetztzeit sein. Dank Allradantrieb fühlten wir uns auch für eher schlechtere Straßenzustände gut gewappnet. Allerdings war schon die Anreise ein Abenteuer, besser, eine Zumutung. Nicht nur war das Lotter Kreuz komplett gesperrt, auch die Umfahrung hatte diverse Baustellen und Umleitungen zu bieten. Am Ende wurde gar eine Kuh direkt an der Strasse eingefangen, was für weitere Verzögerungen sorgte. Im Start- und Ziellokal Bischof-Reddehase kamen wir demnach hoffnungslos zu spät an. Der Veranstalter war aber sehr freundlich und großzügig und hat uns ein paar Startnummern nach hinten gereiht. Daumen hoch dafür!
Direkt am Startlokal sorgte eine weitere Baustelle für Vollsperrung und so ging es erstmal nach (Übersichts-)Karte zum eigentlichen Start, an dem man dann das Roadbook für die folgenden 75 km verteilt auf 13 Fahraufträge bekam. Und die hatten es in sich, auch in der „einfacheren“ Version…
Es zeigt sich hier einmal wieder, dass der Ori-Profi nur ein paar ganz wenige, wesentliche Grundregeln benötigt, und damit kann er dann absolut saubere und dennoch schwierige Aufgaben „basteln“:
- Einbahnstrassensystem
- Kein Kreuzen, amerikanisches Abbiegen erlaubt
- Nur doppellinige Wege
- Verbinden nach letzter Karte
Mehr braucht es nicht. Der ein oder andere Fahrtleiter aus dem Oldtimer-Rallye-Sport könnte sich hier ggf. mal ein Beispiel nehmen…
Zurück zur Haserundfahrt. Es ging bei bestem Sonnenwetter über kleine und kleinste Strassen und Wege. Man ist immer wieder erstaunt, wie solche Strecken gefunden und ausgearbeitet werden. Dabei war fast alles: kleine Ecken und Ausbuchtungen, Überlappungen, Umfahrung von Nebenstrassen mit gestrichelten Linien, Gegenläufigkeiten, etc.
Dabei hat das Team vom AC Bramsche auch noch Humor: Nicht nur das leibhaftige Ägypten wurde durchfahren, auch Mr. Bean sorgte am Ende noch mal für einen schelmischen Streich, der natürlich zu Fehlerpunkten führte.
Weniger lustig war das Auftreten einheimischer Landwirte und Trekkerfahrer, die das Passieren von Gebietsfremden mit PKW´s an ihren Höfen offenbar als Belästigung empfunden haben. Nicht nur stehen dann da überall diese Bobbycars am Weg rum, nein, es wurden auch ganze Traktoren absichtlich als „Verkehrsberuhigung“ ungünstig im Weg platziert. Zum Glück verfügte die Landbevölkerung weder über Schrotflinten noch Mistgabeln und so konnten wir nach ca. 3 Durchfahrten dieses eher ungastliche Gebiet wieder verlassen.
Gegen Ende der Fahrt musste man noch einmal aufpassen, die Aufgabenstellung gingen über mehrere Seiten, inkl. Kartenfehler und Gekreisel um kleinste Dreiecke.
Dann schnurstracks zum Ziel… und leider den roten Punkt im Heckfenster von Mr. Bean nicht gesehen. Das war aber auch eine kleine Ferkelei des Fahrtleiters!
Der Aushang der Musterlösungen ist beim AC Bramsche vorbildlich. Auch wurde technisch aufgerüstet und die Ergebnisse liefen im „Loop“ auf dem Beamer. Einmal wie immer… hat man hier ein gutes Gefühl, hagelt es dann doch Fehler. In unserem Fall absolute Flüchtigkeitsfehler an Stellen, wo man weitere „Fallen“ nicht erwartet hat. Es ist eben eine Ori, keine Oldtimerrallye. Nachdem die Ergebnisse auch der zweiten Bordkarten eingepflegt waren, wendete sich das Blatt aber noch einmal und so konnten wir mit 60 Fehlerpunkten noch ganz knapp den Platz 1 in der Klasse A einfahren… Schön, wenn das Ergebnis dann doch noch stimmt . Wir hatten eigentlich nicht mehr damit gerechnet. Dazu muss man aber auch sagen, dass ein Fehler bei „kürzeste Strecke“ (an einer Stelle jedenfalls) mit satten 30 Strafpunkten (1 Baumaffe fehlt, dafür 2 andere Baumaffen zuviel) geahndet wurde.
Fazit: Mit den Oldtimerrallyes sollte man eine Ori75 nicht vergleichen, aber hier bei der Haserundfahrt stimmt einfach alles: Sehr gutes Kartenmaterial, bester Druck im Roadbook, eine landschaftlich toll ausgearbeitete Strecke mit vielen kleinen Details, eine gesunde Portion Humor und eine vorbildlich transparente Auswertung. Der Anspruch ist allerdings Ori-typisch sehr hoch, daher eher kein Tipp für Anfänger. Wer jedoch gerne Orientierungsaufgaben ohne „Gehirntod“ fahren möchte und schon etwas Erfahrung hat, sollte hier vielleicht mal vorbeischauen…. es lohnt sich…