Das Jahresende naht, es wird besinnlich und dies ist auch die Zeit für Jahresrückblicke. Rallye-technisch gesehen war es ein sehr aktives Jahr. Teilnahme an insgesamt 20 Veranstaltungen, davon (nur) 1 Treffen, 2 „reine“ Ori´s und somit 17 „typische“ Oldtimer-/Youngtimer-Rallyes. Erstmals ausprobiert haben wir die Teilnahme am ADAC Oldtimer Cup Westfalen-Lippe (8 bzw. 10 Teilnahmen) und beim ADAC Classic Revival Pokal (6 bzw. 7 Teilnahmen).
Was ist uns dabei 2018 aufgefallen?
Der Trend zu jüngeren Fahrzeugen hält an. Man sieht kaum noch Vorkriegsfahrzeuge bei den Veranstaltungen, auch Fahrzeuge der 50er und frühen 60er Jahre werden sehr selten. Die Klassen 9 und 10 gem. FIA-Reglement sind durchweg am stärksten besetzt. Dies kann man unter „Demographie“ verbuchen. Teilweise gibt es (immer noch) die Diskussion über „echte“ und „unechte“ Oldtimer (das sind eher Rückzugsgefechte) oder Streit, ob jetzt Youngtimer auch bei den Rallyes mitfahren sollten. Hier kann man nur feststellen: Wer den Nachwuchs fördern will, der muss sich um die Youngtimer kümmern, unbedingt. Leider sind gerade die „Cup-Läufe“ immer noch den Oldtimern (≥ 30 Jahre alt) vorbehalten.
Die Veranstaltungen sind sehr unterschiedlich, sowohl vom Teilnehmerkreis her, als insb. auch im Hinblick auf die Aufgabenstellungen. Vielleicht gibt es auch einen Zusammenhang? Oder es sind regionale Besonderheiten? Es fällt jedenfalls auf: manche Veranstaltungen sind eher klassisch-männlich mit den „Alte Hasen“ dominiert, andere hingegen ziehen ein breites Teilnehmerfeld an, auch mit viel Nachwuchs. Bei den Aufgabenstellungen zeigte sich wieder einmal, dass kaum eine Veranstaltung der anderen gleicht und die individuelle Note des jeweiligen Fahrtleiters einen großen Einfluss hat. Obwohl z.B. beim Oldtimer Cup Westfalen-Lippe alle Veranstaltungen einem übergreifenden Reglement folgen, gab es hier auch deutliche Unterschiede. Von einer eher Happening-artigen Veranstaltung wie „Buschkamp“ über Fahrten mit starkem Ori-Einschlag (Lengerich) hin zu Rallyes, bei denen die Zeitprüfungen (stark) dominierten (Hagen, Altena). Den aus unserer Sicht „besten Mix“ konnte man in Herford, Ahaus, Oelde, Lemgo, Stemwede, Bochum und Detmold genießen. Das ist doch schon was! Enttäuschung des Jahres waren leider die Classic Days in Oldenburg, denen man den Verlust des langjährigen Fahrtleiters schmerzlich anmerkt und die den Spagat im Teilnehmerfeld zwischen „schön&reich“ und „sportlich&ambitioniert“ nicht mehr hin bekommen. Besonders positiv überrascht waren wir vom Oldtimer-Treffen inkl. Ausfahrt „Buschkamp“. So eine Kulisse, so ein Flair und so ein tolles Publikum findet man selten. In Altena und auf dem Stemweder Berg konnte auch die kulinarische Begleitung in besonderem Maße überzeugen. Allgemein gilt: Veranstaltungen mit Start und/oder Ziel in einer regulären Gastwirtschaft schneider hier besser ab als solche, die sich in Autohäusern oder sonstigen Hallen zum Start bzw. Ziel einfinden.
Was auch auffällt ist der Umstand, dass es doch immer wieder Veranstaltungen gibt, die bei der Auswertung, zum Teil massiv, schwächeln. Betroffen sind beileibe nicht nur eher junge Veranstaltungen, auch bekannte „Klassiker“ leiden immer mal wieder darunter. Die Ergebnisse stimmen nicht, werden neu berechnet, getauscht, neu ausgehängt, wieder abgehängt, etc. Das Warten auf belastbare Ergebnisse und die Siegerehrung dauert oft zu lange. Die Veranstaltungsdauer kann so locker auf bis zu 14 Stunden(und mehr) anwachsen. Da darf man sich nicht wundern, wenn es zum Zeitpunkt der Siegerehrung, so gegen 22 oder 23 Uhr, dann wirklich schon recht leer geworden ist. Die Gründe hierfür kann man als Teilnehmer natürlich nur erahnen. Wären Excel- oder Access-Schulungen ggf. eine Unterstützung? 🙂 Manchmal bekommt man aber auch den Eindruck, die Veranstalter/Auswerter stehen sich selber im Weg, wenn es z.B. komplexere Regeln gibt, die dann vergessen oder selber fehl interpretiert werden. Auswertung und Siegerehrung schließen den Rallyetag immer ab, wenn hier ein eher schlechter Eindruck entsteht, bleibt dieser natürlich tendenziell für die gesamte Veranstaltung hängen.
Apropos Siegerehrung: Nach wie vor dominiert hier der klassische Pokal. Gerne groß und gerne hässlich. Als echter Neuling ist man zu Beginn noch sehr angetan, so etwas überreicht zu bekommen. Aber schon die Ehefrau rümpft die Nase und verbittet sich, so ein Ding ins Wohnzimmer zu stellen. Da gibt es doch schönere (und kleinere) Alternativen! Z.B. aus Glas, oder in Form eines bedruckten Modellautos, etc. Überlebt haben sich auch die oftmals noch anzutreffenden Frauenpokale. Man muss kein Freund des Genderismus sein, um sowas für etwas altbacken zu halten. Dann doch lieber einen Sonderpreis für den Nachwuchs, den besten Youngtimer, … Und wenn man für eine Mannschaftsnennung 50 EUR bezahlen muss, ist die eher schwache Resonanz auch nachvollziehbar.
Der ADAC Oldtimer Cup Westfalen-Lippe war im Übrigen sehr gut organisiert, mit einer sehr zeitnahen Aktualisierung der Ergebnisse und einer sehr schönen Feier auf dem Stemweder Berg. Beim Classic Revival Pokal läuft das etwas anders… also im Oktober wartet man noch auf die Ergebnisse aus Juli und man fragt sich, welche echte Priorität die Oldtimer wohl „in München“ haben. Das gilt im Übrigen auch für die Digitalisierung, die in vieler Munde ist. Anmeldungen per Brief-Formular und Ergebnislisten als kaum lesbare Exceltabellen im Internet sind eher ein Armutszeugnis für einen Verein, der so selbstüberzeugt auftritt. Wo bleibt die ADAC-Rallye-Ergebnis-App???
Aus den Veranstalterkreisen hört man, dass es zum Teil immer schwieriger wird, Genehmigungen zu bekommen bzw. die Auflagen immer hirnrissiger werden. Darunter leidet dann zum Teil auch die Streckenführung. Als Teilnehmer bekommt man sowas aber kaum mit. Hier würde ich mir wünschen, dass solche Probleme seitens der Veranstalter deutlich(er) transparent gemacht werden. Und wir alle sollten versuchen, unser Hobby positiv zu vertreten, wann immer es geht.
Abschließend ein großes DANKE SCHÖN an alle Veranstalter, Organisatoren und Helfer. Ohne euch würde es unser wunderschönes Hobby schwer haben. An alle Teilnehmer: Wie ist es euch / ist es Ihnen im Rallye Jahr 2018 ergangen? Welche Erfahrungen habt ihr / haben Sie gemacht? Über viele Rückmeldungen freuen wir uns (siehe unten: Kommentarfunktion).
Gute Nacht (Winterschlaf) und bis bald (2019)