Was in Köln zweimal stattfindet, ist Tradition. Was dreimal stattfindet, ist Brauchtum. Insofern kann unser zweiter Start in Oelde und unser insgesamt dritter Start zusammen überhaupt, gem. dem Kölschen Grundgesetz schon als traditionelle, wenn auch westfälische, Brauchtumsfahrt gelten.
Tradition ist ein gutes Stichwort, denn der Automobilsport hat in Oelde bzw. überhaupt dem östlichen Münsterland eine lange Tradition, seien es die Orientierungsfahrten der 60er und 70er Jahre oder auch die Rallye Münsterland in den 80er Jahren gewesen. Mitte der 90er Jahre stieß der Rallyesport dann an die Grenzen der gesellschaftlichen Akzeptanz und fand damit sein Ende. Wenige Jahre später begann dann die Wiederauferstehung als Oldtimer-Veranstaltung.
So gab es dieses Jahr bereits die 16. Oldtimer-Rallye „Rund um Oelde“.
01.06.2019 16. ADAC
Oldtimer-Rallye Rund um Oelde
Veranstalter: MSC Oelde im ADAC e.V.
Team: André Behrensdorf / Frank Schäfer auf BMW 2002 ti
In unserer touristischen Klasse gab es erwartungsgemäß wieder eine einfache Streckenführung mittels durchgezogener roter Linien. Die Wertung erfolgte dann primär über die diversen Zeitprüfungen. Davon gab es dieses Mal insgesamt 9 Stück. Zwei WP´s wurden also sogenannte „30/60-Prüfungen“ durchgeführt, wo man zur vollen Minute oder zu vollen 30en Sekunde durch eine Lichtschranke fahren musste. Eigentlich nicht viel Neues, aber im Westfälischen noch nicht so bekannt. Trotz ausführlicher Erläuterungen standen einige Teams hier wohl etwas ratlos vor dem gelben/roten Schild… Weiterhin gab es GLP in (teils imposanten) Gewerbegebieten sowie den Rundkurs bei der Fa. WBV mit 3 Durchgängen, der ebenfalls schon Brauchtumscharakter hat.
Besonders erwähnenswert: die überaus schöne Streckenführung bei ebenfalls bestem Hochsommerwetter durch das Münsterland, welches sich von einer ausgeprägt bergigen Seite zeigen durfte. Viele Stempelkontrollen. Auch die Anwohner waren durchweg sehr positiv gestimmt (kennt man aus anderen Gegenden auch anders) und winkten von an der Straße postierten Bierzeltgarnituren den Teams zu.
Der Start erfolgt in Oelde relativ spät (erstes Fahrzeug 10.01 h) und das bei ca. 115 Teilnehmern. Der erste Streckenabschnitt betrug ca. 3,5 Stunden, dann erfolgte die Mittagspause beim Kabelwerk KW64, einer Art Meilenwerk in Beelen. Hier konnte man selbst gemachten Kuchen in Industriekulturatmosphäre genießen. Allerdings war diese Kaffeepause mit ca. 1,5 Stunden sehr lang angesetzt. Immerhin folgte noch die „Nachmittagsetappe“ mit nochmals 100 Minuten Fahrzeit.
Weiterer Höhepunkt war, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, eine Zeitprüfung auf dem Hof Loermann, einer Art Versuchsstrecke für Landmaschinen der Fa. Claas. Die Strecke führt über einen Parcours mit eingebauten „Bergen“ und wellenförmig verdrehtem Straßenverlauf. Bei sportlichen Oldtimerveranstaltungen gab es hier zuvor schon spektakuläre Stunts. Diese blieben bei uns hier aus, gerade die Anstiegsfahrt „in den Himmel“ war aber schon ein wenig gruselig.
Bei den Fahraufträgen folgte eine kleine Abwechslung in Form einer Chinesenrallye auf dem Miele-Werksparkplatz in Lette. Klassischer Trick mit einer geänderten Reihenfolge. Zudem war die Idealstrecke auch noch als rote Linie eingezeichnet, was offenbar gut gemeint war vom Fahrtleiter, aber auch bei uns für Irritationen sorgte: Was war die Absicht? Es soll sogar Teams gegeben haben, die den kompletten Parkplatz verpasst haben… !
Zum krönenden Abschluss gab es dann den legendären Rundkurs auf dem Werksgelände von WBV. Mein Fahrer hat bei der 2. Lichtschranke dann so beherzt Gas gegeben, dass der Fahrersitz sich mit lautem knarzenden Geräusch löste und erst einmal nach hinten schoss (ich dachte schon, das Getriebe hätte sich verabschiedet). Die Beine reichten aber zum Glück auch so noch an die Pedale und wir konnten die Prüfung erfolgreich zu Ende fahren…
Auffallend waren die wirklich sehr vielen Teilnehmer mit BMW 02, so hatte man teilweise das Gefühl eines Clubtreffens. Muss wohl irgendwo ein Nest sein… ?
Nach sukzessiven Eintreffen im Ziellokal konnte man sich direkt, komplett ohne langes Warten, am Buffet und an der Theke stärken bzw. erfrischen. Nach einem schweissnassen Tag im Auto war das auch nötig. Die Verpflegung war wie im Vorjahr hervorragend und „All Inclusive“. Ähnlich wie im Vorjahr gab es aber auch heuer einige Verzögerungen bei der Auswertung, obwohl die Musterlösungen und GLP-Ergebnisse schnell laufend ausgehängt wurden. Mit einer Verlosung wurde die Wartezeit teilweise überbrückt. Aber der Start einer Siegerehrung nach 23 Uhr kann nicht wirklich überzeugen. Das blieb dann aber auch der einzige Wehrmutstropfen einer ansonsten rundherum gelungenen Veranstaltung.
Die Wertung kam dann tatsächlich primär über die Zeiten der 9 WP zustande, und hier hat sich unser Lichtschrankentraining im Frühjahr ggf. doch bezahlt gemacht. Trotz zum Teil fliegendem Fahrersitz und erstmaligem Einsatz neuer Technik (RTCH von Chr. Huber) konnten wir (für uns) sehr gute Zeiten einfahren, was mit einer entsprechenden Platzierung belohnt wurde.
Fazit: Sehr stimmungs- und stilvolle Veranstaltung mit landschaftlich schöner Streckenführung und anfängerfreundlicher Aufgabenstellung. Das bewährte Konzept wird jedes Jahr mit neuen Elementen aufgepeppt. Gutes Roadbook und transparente Auswertung (Aushänge), die jedoch reibungsloser und vor allem zeitnäher erfolgen könnte. Brauchtum will eben auch gepflegt werden!