Im vierten Durchgang hat sich die Classic Rallye Ahaus bereits als „Klassiker“ etablieren können. Davon zeugt auch die Berücksichtigung in gleich drei Cup-Wertungen.
15.06.2019 Internationale Barock-Classic Rallye Ahaus
Veranstalter: Automobilclub Ahaus e.V. im ADAC
Team: André Behrensdorf / Frank Schäfer auf BMW 2002 ti
Start und Ziel verteilen sich auf das wunderschöne Ambiente am Barockschloss sowie das „Kulturquadrat“, eine Art sehr modernes Bürgerhaus. Mit knapp 65 Teilnehmern gab es nicht ganz so viele Teilnehmer wie bei anderen Veranstaltungen dieses Jahr. Davon waren immerhin 20 in der anspruchsvolleren sportlichen Klasse angemeldet. In unserer touristischen Klasse 9 gab es ganze 19 Starter, also ca. 1/3 der Nennungen waren touristisch aus den Jahren 1971 bis 1980.
Zurück zum Start am Schloss. Hier bekam man 15 Minuten vor der Startzeit die Fahrtunterlagen. Bereits bei der Fahrerbesprechung gab es vorher einige Hinweise und Tipps…. Fahraufträge nach Karte und Chinesen, Überlappungen können vorkommen, es gilt den ganzen Tag Einbahnstraßenprinzip, Baumaffen können auch links stehen… Kreuzen ist erlaubt! Die Fahrunterlagen sind sehr ausführlich und geben Anfängern so eine Menge Hinweise, ein bisschen kann man aber auch den Überblick verlieren.
Vom Schlossgarten geht es durch den Torbogen zu ersten Sollzeitprüfung mit 8 Sekunden. Auch danach sitzt einem die Zeit im Nacken. Keine langen Etappen, sondern knackige Abschnitte von bis zu 60 Minuten erwarten einen. Die Kombination von Ori, ZK und eingestreuten GLP ist sehr abwechslungsreich. Man muss sich aber auch gut konzentrieren. Lange überlegen ist nicht – Sonst gibt es die Strafe an der ZK …!
Im Unterschied zu anderen Oldtimer-Rallyes werden die Sollzeitprüfungen in Ahaus nicht als „10-30 Sekunden-Prüfung“ auf einem Parkplatz ausgetragen, sondern auf öffentlichen Straßen, die zumeist recht eng sind. Die Sollzeit beträgt dann z.B. 3 Minuten 15 oder 7 Minuten 20. Das bringt Spannung, denn man kann sich in der GLP auch verfahren! Oder vor einem fahren andere Teilnehmer, die es sehr gemütlich angehen lassen und somit die Strecke blockieren. Dazu kommen dann noch die üblichen Verdächtigen: Trecker, riesige Landmaschinen, Müllwagen, Postboten, Jogger, Fahrradfahren, Hunde, Pferde, …. Zum Glück waren die Anrainer auch in Ahaus dem Oldtimerwesen durchweg sehr positiv gesonnen.
Aufregend war auch die Streckenführung über kleine und kleinste Straßen im Münsterland, es gab sogar einige längere Passagen über Schotter. Da wurde das alte Rallye-Feeling geweckt 🙂 Aber es gab auch sehr ländliche Szenen, die man dank Überlappung zweimal passieren konnte…
Bisher war ich immer etwas skeptisch, wenn Bekannte über „stehen gebliebene“ Stoppuhren in GLP´s berichtet haben. Jetzt ist es uns selber passiert. Beim Start zur GLP 3 zeigte der Talking Timer beim Drücken auf „Start“ plötzlich einfach wieder 0:00:00 an, statt los zu zählen. Verdammt. Zudem musste man die 3 Minuten 15 in einem Gewerbegebiet fahren, wo die Streckenführung nicht 100% klar war und auch noch Baumaffen lauerten. Total versiebt haben wir es nicht, aber über 3 Strafpunkte an einer an sich „einfachen“ GLP sind natürlich schon übel, wenn man vorne mitfahren will. Diese Talking Timer sind Fluch und Segen zugleich: Einfach zu bedienen, sprechen schön die Zeit, aber leider auch sehr anfällig und die Batterien gehen schnell leer, da es keinen An-Aus-Schalter gibt. Wir haben uns daher vorgenommen, verstärkt auf unseren technischen Neuzugang im Cockpit zu setzen: den Rallye Timer von Christian Huber. Der spricht auch schön laut, ist aber nicht ganz so einfach zu bedienen. Also ab jetzt üben.
Die Mittagspause war wiederum im Autohaus Voss in Rosendahl. Man konnte sich die Zeit vertreiben und die umfangreiche Privatsammlung bestaunen. Nicht nur allerlei seltene Oldtimer gab es zu sehen, sondern auch die passenden Devotionalien mit Zeitkolorit.
Leider sind dieses Jahr verstärkt „nölige“ Teilnehmer aufgefallen, gerade in der sportlichen Klasse. Sportlich sollte ja auch das Verhalten bei einer Rallye sein. Stattdessen hat man immer Recht und wenn es mal nicht so läuft, sind die anderen Schuld, man selber aber natürlich nicht. Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es an der Badehose! Ich finde: gerade die Teilnehmer der sportlichen Kategorie, aber natürlich nicht nur die, sollten in jeder Hinsicht ein Vorbild sein. Dazu zählt auch, in der Schlange von ZK´s oder bei GLP´s andere Teilnehmer nicht zu behindern und umsichtig zu agieren. Leider kann man auch diesbezüglich immer wieder „Ausfälle“ beobachten. Nun wurde auch an dieser Stelle immer wieder über grenzwertige Auswertungsprozeduren berichtet (gilt nicht für Ahaus!), es kann aber auch nicht sein, dass man als Teilnehmer bei nicht genehmen Ergebnissen sich quasi nach oben klagen will und dazu alle möglichen Regelungen in den Ausschreibungen hinterfragt oder in Zweifel zieht. Gerade wer schon 200+ Pokale zuhause stehen hat, sollte doch ein wenig über den Dingen stehen können.
Stichwort Pokale: Beim Eintreffen im Kulturquadrat hingen schon gegen 17 Uhr die ersten GLP-Ergebnisse und kurz danach auch die Musterbordkarten. Wie wir es schon erwartet hatten, zeigte sich der Abwechslungsreichtum der Veranstaltung auch bei den Ergebnissen. Es kam auf die Ori-Aufgaben genauso an wie auf die GLP und die ZK! Auch bei den Touristen hatte kaum ein Team null Fehler in der Bordkarte… es blieb also bis zum Schluss spannend. Da wurde es noch mal knapp… aufgrund unserer Null-Fehler-Strategie in der Bordkarte konnten wir die versemmelte GLP ausgleichen und so noch den ersten Platz in der Klasse und den zweiten Platz Gesamt Touristisch erreichen. Den touristischen Gesamtsieg erfuhren sich Bez/Bez mit Enkel, ganz alte Hasen, auch in einem BMW 02.
Fazit: Ambiente, Organisation und Verpflegung top. Auch in der touristischen Klasse wird Fahrer und Beifahrer in den Aufgaben einiges geboten, so dass echtes Rallyefeeling aufkommt. Auch in den Details stimmig gemacht. Der Weg ins westliche Münsterland lohnt sich also!