Oldtimer-Rallye vor der Haustür. Und vor allem: einmal im gelben Kadett mitfahren! 🙂
14.09.2019 14. ADAC Kiepenkerl Klassik
Veranstalter: AC Münster e.V. im ADAC
Team: Hans Störmann / Frank Schäfer auf Opel Kadett GT/E
Die Kiepenkerl Klassik fand bereits zum 14. Mal statt, dieses Jahr mit Start und Ziel im Autohaus Bleker im neuen Gewerbegebiet Münster-Hiltrup mit eigener Autobahnabfahrt. Verkehrstechnisch also gut gelegen. Nach sehr unterschiedlichen Erfahrungen in den letzten Jahren wollte ich an dieser Veranstaltung eigentlich nicht mehr teilnehmen. Aber es gibt Angebote, die man nicht ablehnen kann. Da der Beifahrer von Hans Störmann am Gardasee weilte, konnte ich den Beifahrerplatz im gelb-schwarzen Rallye Kadett mit ca. 215 PS besetzen! Vor einigen Jahren waren wir bereits am Stemweder Berg und in Herford zusammen gefahren (damals noch auf Alfa Spider), dieses Mal wollten wir direkt vor der Haustüre mal schauen, was drin ist. Da die KK erfahrungsgemäß nicht besonders anspruchsvoll ist, haben wir direkt in der tourensportlichen Klasse gemeldet, die für den Classic Revival Pokal des ADAC gewertet wird.
Bekannterweise sind Autohäuser als Start- und Ziellokal nicht mein Ding. Auch hier und heute galt die Devise: 100 Teilnehmer und 1 WC 🙂 Auch wenn das von Maserati war… 100 Teilnehmer verteilt auf 50 Fahrzeuge, versteht sich. Schon auffällig, wenn dann in der Lokalpresse von 80 oder gar „ca. 100“ Teilnehmern die Rede ist. Die Verpflegung war jedenfalls sehr gut und durch ein Cateringunternehmen gewährleistet. Also keine Beschwerden über dünne Suppen oder Brötchen vom Vormittag wie noch 2017.
Das Bordbuch des ganzen Tages bekam man bei der Papierabnahme. Man konnte sich schon einmal einlesen und bei der Fahrerbesprechung Fragen stellen. Fahrauftrag 14 schien es in sich zu haben . Eine Ori-Etappe in einem Gewerbegebiet nach Google Maps- Kartenaufsicht. „Fahren Sie die Aufgabe von A nach E – Strich – Punkt“. Ok, mal sehen. In der Karte war aber auch ein Pfeil eingezeichnet! Mhm. Im Text fand sich dazu die Aussage: „Der Pfeil gibt an der abknickenden Vorfahrt die Richtung vor“. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass der Pfeil kein Aufgabenteil ist. Andere Teilnehmer bekamen auf individuelle Anfrage jedoch die Auskunft, dass der Pfeil schon ein Aufgabenteil ist. Sonst wäre diese auch kaum lösbar gewesen.
Ansonsten war das Roadbook sehr gut lesbar und von guter Druckqualität. Los ging es um 10 Uhr 10 direkt nach dem Start mit einer 8 Sekunden Prüfung, die an einer unbekannten Stellen innerhalb der Karte stand. Durchaus tricky und nicht ohne Anspruch. Dann ging es weiter durch das sonnige Münsterland in Richtung Lüdinghausen und Dülmen. Recht schnell erreichten wir besagtes Industriegebiet (s.o.) und das Grübeln begann. Tatsächlich sollte der Pfeil wie ein Strich befahren werden und die Pfeilspitze vom Pfeil sollte man sich wegdenken, denn die gab nur die Richtung vor. (????) Unnötig, sowas. Auch ohne Spitze hätte man das lösen können. Dann kam innerhalb der Ori die WP 2 mit 440 Meter in einem Wendehammer. Die Sollzeit war in den Ausführungsbestimmungen mit 50 Sekunden angegeben. Leider stand direkt unter der Aufgabe im Roadbook die Sollzeit von 55 Sekunden. Wir haben dann die Streckenposten gefragt: 55 Sekunden sollte die richtige Zeit sein. Am Ende wurden dann doch 50 Sekunden gewertet und noch später wurde auf 55 Sekunden korrigiert. Sehr unnötig sowas! Direkt danach mussten noch zwei Punkte und zwei Striche in der richtigen Reihenfolge gefahren werden. Hier begann das große Gekreisel. Auf der kürzesten Strecke von Aufgabenteil zu Aufgabenteil standen exakt null Kontrollen. Sehr merkwürdig! Nach einigem Hin- und Hergefahre entdeckten wir insgesamt drei Baumaffen in die andere Richtung. Nach langen Diskussionen im Cockpit entschieden wir uns dafür, diese 3 Kontrollen in die Bordkarte einzutragen, weil „der Veranstalter das wohl so meint“. Korrekt war das aber nicht.
Eine weitere Besonderheit waren kleine rote Punkte, die bei kleinen Kartenausschnitten auftauchten. Die hätte man nie und nimmer (ohne Allradantrieb) fahren können. Das war aber auch nicht so gedacht, sondern es waren nur die Meßpunkte für den Tripmaster. Auch höchst ungewöhnlich.
Apropos Tripmaster: die Kilometrierung war wirklich vorbildlich genau! Vor der Mittagspause musste dann eine 30/60 Prüfung zweimal absolviert werden. Diese Prüfungen erfreuen sich weiterhin zunehmender Beliebtheit bei den Veranstaltern. Vor der Prüfung hing in einer recht scharfen Rechtskurve an der Innenseite der Baumaffe „P“. Und er hing da parallel zur Fahrtrichtung, also durchaus absichtich so aufgehängt, dass man ihn gerne übersieht. Später hing ein „X“ in einer weiteren Abzweigung widerum parallel zur Fahrtrichtung an der Innenseite. Diese Kontrolle haben wir wohl nur deswegen gesehen, da wir uns kurz vorher verfahren hatten und daher von der anderen Seite gefahren kamen. Glück gehört auch immer dazu! Im weiteren Verlauf haben wir dann aber eine „2“ offenbar übersehen, bisschen blöd wenn man auf der Idealstrecke unterwegs ist…
Nach der unspektakulären Mittagspause in einem Autohaus folgte ein Streckenabschnitt durch die Baumberge. Hier zeigt sich das Münsterland von seiner schönsten Seite. Die Aufgabenstellung war aber nicht ganz so spannend, es passierte nicht mehr viel. In FA 13 wurde es noch einmal komisch. An zwei Stellen waren Veranstaltermarkierungen so platziert, dass die Idealstrecke unterbrochen war. In den Ausführungsbestimmungen war dazu eindeutig geschrieben: „Veranstaltermarkierungen unterbrechen die Doppellinigkeit“.
FA 13 wäre damit nicht lösbar gewesen. Allerdings hatten wir das morgens schon gesehen und per „Teilnehmerfunk“ hatte es sich rumgesprochen, dass der Veranstalter das „gar nicht so meint“. Warum nur wird es dann so explizit formuliert?
An der WP 4 wurde unvermittelt eine Zielzeit auf der Bordkarte eingetragen. Nanu, warum ZK? Diese war im Roadbook nicht eingezeichnet. Zum Glück war Vorzeit erlaubt, sonst hätten wir hier massiv Strafpunkte kassiert. Im weiteren Verlauf war auch für den Abschnitt ZK 4 bis ZK 5 überhaupt keine Sollzeit angegeben.
Die WP 4 in der Nähe von Roxel/Mecklenbeck war als Rundkurs angelegt und mit Chinesen beschrieben. Start war gleich Ziel und das auf einem schmalen Wirtschaftsweg, wo keine 2 Fahrzeuge nebeneinander passen. Zum Glück waren wir weit vorne im Teilnehmerfeld. Denn so eine Konstruktion bedingt eigentlich automatisch, dass es zu „Begegnungen“ und Konflikten zwischen Teilnehmern kommt. Die Situation wurde noch „interessanter“ durch riesige Landmaschinen und Fahrradfahrer, die hier auch die Wege bevölkerten. Daumen drücken, dass bei so einer GLP im öffentlichen Straßenverkehr nicht mal was passiert!
Nach der Kaffeepause mit leckerem Kuchen bei Beresa in Steinfurt-Borghorst sollten noch 2,5 Stunden bis zum Ziel in Hiltrup gefahren werden. Das kam uns schon komisch vor. Tatsächlich hatten wir dann im Ziel ganze 1.20 Stunden Vorzeit. Im letzten Abschnitt gab es überhaupt keine Aufgaben mehr und auch kaum noch Kontrollen.
Es gab allerdings noch eine letzte WP: „Streckenlänge 25 Meter, die Sollzeit ist Ihnen bekannt“. Woher sollte die nun bekannt sein? Ja, man sollte wohl die Sollzeit von vormittags wiederholen (8 Sekunden). Kann man das dann nicht direkt schreiben. Wir halten sowas für dummes Zeug.
Den Heimvorteil habe ich genutzt und war noch ca. 2 Stunden zuhause auf dem Balkon statt im Autohaus. Aber ich hätte mir durchaus mehr Zeit lassen können. Trotz der frühen Ankunft und der überschaubaren Zahl der Teilnehmer gab es lange keine Aushänge mit Ergebnissen. Als diese dann kamen gab es viele Fragezeichen auf den Gesichtern der Teilnehmer und entsprechend auch viele Rückfragen. Insgesamt hat sich ja das Auswertungschaos dieses Jahr in Grenzen gehalten, aber bei der KK 2019 hat es wieder voll zugeschlagen. Die Zeitwertungen stimmten vorne und hinten nicht. Die Summierung der Werte in einer Zeile war falsch und diverse Teilnehmer beschwerten sich auch wegen der trickreich aufgehängten Baumaffen (parallel zur Straße). Leider ist der Veranstalter hier in vielen Fällen eingeknickt. Auch ich halte latent verstecke Baumaffen für nicht zielführend. Aber, wenn man sich dafür entscheidet, dann sollte man das auch durchziehen. Schließlich war das kein Fehler und es galt für alle Teilnehmer gleichermaßen. Viel schlimmer finde ich, dass einfache Plausibilitätschecks nicht erfolgt sind und die Ergebnisse immer weiter verschlimmbessert wurden. Auch die Mitarbeiter des Catering-Unternehmens wurden unruhig. Die hatten mit einem Ende um 19.30 Uhr gerechnet. Kurz vor 22 Uhr wurde die Veranstaltung dann ohne Siegerehrung und ohne finale/korrekte Ergebnisliste abgebrochen. Wie fast immer ist dann die arme „Technik“ schuld, die kann sich ja mangels Stimme auch nicht wehren!!! Etwas fassungslos machte man sich auf den Heimweg, der ja recht kurz war. Aber wenn ich mir vorstelle, ich wäre z.B wegen des Classic Revival Pokals aus, sagen wir, Hannover extra nach Münster gekommen???
Die Ergebnisliste wurde am Folgetag ins Internet gestellt. Leider waren auch hier noch Fehler enthalten (es wurden mehr als 7 Strafpunkte für eine WP ausgewiesen, obwohl die Maximalstrafpunktzahl 5 Punkte sind).
Fazit: Grundsätzlich anfängergeeignete Veranstaltung mit sehr leichten Aufgaben. Sehr schöne Streckenführung am Vormittag und sauberes Roadbook mit exakter Kilometrierung. Aber viel zu viele Fehler bzw. Widersprüchlichkeiten in der Aufgabenstellung. Eine Veranstaltung mit 13 Jahren Erfahrung und dann ohne korrekte Ergebnislisten und ohne Siegerehrung am Abend? Geht gar nicht. Gerade Anfänger könnten somit nicht den besten Eindruck vom Oldtimersport bekommen. Schade! Es wäre auch schön, wenn man seitens des Veranstalters so einen Hauch von Kritikfähigkeit spüren würde.
Unabhängig von diesen desolaten Rahmenbedingungen bleibt festzuhalten, dass wir sehr viel Spass zusammen gehabt haben und auch viele nette Menschen unter den Teilnehmern (wieder-)getroffen haben! Der RTCH hat sich auch wieder bewährt!
P.S.
Grüße an Cäsar! („Ist das ein Hund?“) 🙂 🙂 🙂
P.P.S.
Als die Veranstaltung abgebrochen wurde, ist ja das zeitnahe Nachsenden der Pokale per Post versprochen worden. Das war am 14.09. – zwei Wochen später herrscht immer noch Funkstille.